Heute wollte ich wieder mal ein paar Schritte gehen. Ich nahm mir vor zehn Kilometer zu laufen. Das habe ich das letzte Mal im Coronajahr 2020 gemacht. Konkret – gestern an Silvester. Im letzten Jahr bin ich, mehrheitlich allein, an 260 Tagen rund 450 Stunden unterwegs gewesen und habe dabei circa 3200 km zu Fuss gemacht. Und immer habe ich Entgegenkommende brav gegrüsst. Grüezi!

Am Neujahrstag mussten natürlich auch ein paar überschüssig angeleibte Kalorien verbrennt werden. Der gestrige Abend war nicht auf Schmalkost optimiert, aber das war gut so und wir haben den Filmabend in zweisamer Runde genossen, um dann um Mitternacht auf das Neue Jahr anzustossen.
Teils verkatert, teils gelangweilt, einfach plaudernd unterwegs oder hoch zu Ross: Ich traf einige Gleichgesinnte, die meist, in gut schweizerischer Manier, mit einem «Grüezi» meinen Weg kreuzten. Meistens vernahm man ja eh nur das «zi» und nicht mehr. Wie ernst dieser Gruss wohl gemeint war? Als ich die ersten tristen Mienen hinter mir hatte, die mit «zi» grüssten, entschloss ich mich, jedem, der mir begegnet, ein gutes Neues Jahr zu wünschen, bzw. in lupenreinem Schweizerdeutsch «E guets Nois!» Gedacht, getan!
Jedes Mal fügte ich meinem gut vernehmbaren «Grüezi» noch ein «E Guets Nois!» an. Die Reaktionen blieben nicht aus. Zuvor finstere Mienen erhellten sich, schweigend nebeneinanderher trottende Paare tuschelten nach dem Gruss und hatten offenbar endlich ein Gesprächsthema (Ich kann nur vermuten: «Was war das denn für einer? Hast du ihn gekannt? Nö! Und du? Auch nicht. Komischer Vogel!») und fast immer wurde der Gruss überschwänglich mit übertrieben melodiöser Akustik und aufgesetzter Freundlichkeit erwidert. Ich musste jedes Mal ein bisschen in mich hineinlachen. Das Ziel war erreicht. Ein wenig Nachdenken, ein wenig Freude, ein wenig Heiterkeit war gestreut.
Es braucht nicht viel, um jemanden den Tag zu erhellen. Es muss nicht immer eine Rede zur Lage der Nation sein, die Hoffnung bringt. Und ganz sicher braucht es nicht «The speech of the Year», um ein Lächeln meinem Gegenüber zu entlocken. Manchmal reicht einfach ein «Danke!» oder ein «Kann ich dir helfen?» oder eben ein unverhofftes «E guets Nois!», um einen Unterschied zu machen. Das kann jeder, auch du!
Die Welt erscheint dann gleich ein bisschen heller. Oder wie es Marc Aurel zu sagen pflegte:
Wenn wir irgend etwas unterschätzen in unserem Leben –
dann ist es die Wirkung der Freundlichkeit.
In diesem Sinn wünsche ich allen meinen Lesern «E guets Nois» und eine Idee, wie du deinem Gegenüber ein Lächeln aufs Gesicht malen kannst. Heute – und das ganze Jahr 2021 immer wieder!
Stefan Wanzenried / 01.01.2021
Lieber Stefan, ich schicke dir ein fröhlichen „Moin“ aus Neustadt. Du hast recht, das letzte Jahr mit seinen sehr vielen Negativberichten drückt die fröhlichen Momente in den Hintergrund. Sie sind kam noch wahrnehmbar. Ein fröhlicher Gruß, ein Witz oder ein paar Faxen reichen manchmal, um den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Leider sieht man dieses positive, herzwärmende Lächeln nicht. Es lässt sich nur erahnen. Trotzdem ist es so unendlich wichtig für jeden von uns. Schön, dass wir uns kennen. Ganz viel Lächeln und Fröhlichkeit sendet dir Yvette :-))))
Hallo Yvette, auch nach Neustadt ein herzliches „zi“ und „E Guets Nois!“ aus der Schweiz. Ja, manchmal braucht es nicht viel, um Herzen zu erwärmen!
Lieber Grüsse Stefan