Offener Brief an SRF – Homophob versus christophob?

Liebes SRF

Ich bin Bürger dieses schönen und freien Landes, habe weder ein Studium in Psychologie oder in Geisteswissenschaften, bin auch nicht Theologe, sondern Informatiker und praktiziere den christlichen Glauben. Gerade darum möchte ich mit dir ein paar Gedanken teilen. Denn das darf ich in der Schweiz. Es herrscht Religions- und Meinungsfreiheit. Verfassungsmässig garantiert. Sollte man meinen.

Noch vor ein paar Jahren habe ich alle „reisserischen“ Gratisblätter-News-Apps auf meinem Smartphone gelöscht zugunsten von SRF, da ich damals der Meinung war, dass SRF sachlich und neutral berichtet, ab und zu kritisch hinterfragt und verschiedene Ansichten neutral bewerten kann. Ich schätzte den guten Journalismus und freute mich über sachliche und vielfältige Berichte, die auch verschiedenste Lebensentwürfe und Lebenseinstellungen porträtierten und nicht einseitig färbten. Doch irgendetwas hat sich verändert in den letzten Jahren.

Zunehmend stelle ich fest, dass die neutrale Berichterstattung einer vorgefassten, institutionell gefärbten Meinungsmache weicht.

Nur so kann ich mir das Interview mit Marc Jost in der Rundschau vom 26.01.22 erklären. Der Moderator Dominik Meier will nicht hören, was Marc Jost erklärt, will nicht verstehen, was er zu sagen hat, stattdessen unterbricht er ihn laufend. Hr. Meier möchte offenbar seinen Stempel dem Gast aufdrücken, dass dieser nämlich nicht gewillt sei, einem Verbot zuzustimmen und unterstellt ihm gar am Schluss des Gesprächs, dass er die Formulierung bewusst schwammig halten will. Dominik Meier interviewt mit dem Fokus sein Gegenüber und „seine Basis“ zu diffamieren und öffentlich bloss zu stellen. Er argumentiert nicht neutral, sondern christophob. Wovor hat er denn Angst? Warum darf ein Christ heute nicht mehr zu seiner Meinung stehen, sie ungehindert kundtun und das ohne öffentlich abgestempelt zu werden?

Marc Jost versucht Fragen von Dominik Meier zu beantworten in der SRF Rundschau vom 26.01.2022 (Quelle: SRF Online)

Warum versucht SRF nicht mehr zu verstehen, warum manche Christen so denken, wie sie denken? Warum ordnen die Journalisten Aussagen einem offensichtlichen Mainstream unter? Geht es darum Gefallen bei ihrer Basis zu finden? Geht es darum, die SRF-Lebenseinstellung zu zementieren? Wie sieht die aus? Müssen denn alle so denken? Wieso wurde Marc Jost dreimal unterbrochen mit der unbegründeten Unterstellung, einfach kein Verbot zu wollen, um weiter Umpolungsversuche von homosexuell Empfindenden tolerieren zu können? Warum wurde Marc Jost überhaupt eingeladen, wenn man nicht hören will, was er zu sagen hat? Wollte man der freikirchlichen Szene einfach per se mal Homophobie unterstellen?

Ich stelle mir vor, wie Dominik Meier nach der Sendung Schulterklopfen und dutzende Messages erhalten hat mit dem Hinweis: „Gut gemacht, dem hast du’s gezeigt!“ Vielleicht war es ja gar nicht so. Aber die allzu einseitige Berichterstattung leistet ihren Teil dazu bei, dass mir solche Gedanken kommen. Und diese Vorstellung möchte ich kommunizieren dürfen. Soll man auch kommunizieren dürfen.

Ich frage nochmals: Warum darf ein Christ heute nicht mehr zu seiner Meinung stehen ohne öffentlich abgestempelt zu werden? Christen, die an Jesus Christus und sein Wirken und Wort glauben, versuchen sich an der Bibel zu orientieren. Darin stehen die zwei höchsten Gebote, die eigentlich alles zusammenfassen, was das Christentum ausmacht:

Jesus antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹ Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.«

Matthäus 22:37-39 (Bibel)

Wenn ich diesen Geboten glaube, dann heisst das für mich, dass Gott und sein Wort an erster Stelle steht und ich mich nicht über meine Mitmenschen erhebe, egal, welche sexuelle Orientierung dieser hat. Das versuche ich zu leben. Wenn nun weiter Dinge in der Bibel stehen, die ich nicht einordnen kann mit dem heutigen Zeitgeist, dann will ich diese Fragen stellen dürfen. Dann will ein Marc Jost erklären, warum er ein Problem mit dem Verbot sieht. Dann wollen wir Meinungsfreiheit gewährleistet haben – vor allem in einem öffentlich-rechtlichen Sender.

So wie kein Mensch einem anderen seine Geschlechtsorientierung aufzwingen darf, darf auch kein Mensch oder mediales Unternehmen mir meinen Glauben abstreiten oder diesen schlecht machen.

Und genau dieses Gefühl vermittelt mir die Berichterstattung von SRF in den letzten Monaten und Jahren. Wenn alle Menschen gedanklich gleich gepolt werden sollen, dann macht SRF eigentlich genau das mit ihrer „neutralen“ Berichterstattung, was einem Marc Jost vorgeworfen wird. Man will Menschen zu „seinen Gunsten“ umpolen. Ob geschlechts- oder gedankenspezifisch: Wo ist da der Unterschied, SRF? Welches ist der grössere Missbrauch an Macht?

Zudem verwirrt mich in dieser Sache die verdeckte Ermittlung. Es ist beschämend, dass SRF nicht offen ermittelt hat und unterstreicht die bewusst reisserische Motivation mit dieser Berichterstattung den christlich-freikirchlichen Gemeinschaften Schaden zu wollen.

Homophob versus christophob? Ich wünsche mir, dass sich weder das Eine noch das Andere in unserer Gesellschaft etabliert oder Einzug hält.

Als Teil der SRG wirbst du im Mitglied-Video unter Anderem mit dem Slogan: „…werde Mitglied des respektvollen Umgangs, des respektvollen Tons!“ Genau das würde ich von SRF erwarten.

Nein, liebes SRF, ich werde weder vor der Kamera, noch am Telefon oder via Zoom zu diesem Schreiben Stellung nehmen und erwarte, dass du auch nicht „verdeckt ermittelst“ und meine Privatsphäre respektierst. Zu gross ist deine mediale Macht. Gerne nehme ich dazu schriftlich Stellung.

Ein ernüchterter SRF-Konsument

Stefan Wanzenried

Zu „Antwort von SRF zum Offenen Brief vom 28.01.22“

6 thoughts on “Offener Brief an SRF – Homophob versus christophob?

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  1. Vielen Dank, Herr Wanzenried. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich war nach diesem Beitrag auch sehr irritiert. Leider kann ich nicht so gut mit Worten umgehen wie Sie. So bin ich froh, dass es Menschen wie Sie gibt.
    Gott segne Sie.

    1. Guten Abend, Frau Eicheberger,
      danke für Ihr Kompliment. Ich bin mir aber sicher, dass Sie dafür andere Dinge viiieeel besser können als ich.
      Seien auch Sie gesegnet.

  2. Danke Stefan für deine Gedanken, die du hier formuliert hast. Uns ging es beim sehen des Rundschau-Beitrages ganz ähnlichen wie dir. Als christen sollten wir bei solch deformierenden Berichterstattungen vermehrt zusammenstehen und für unsere Werte einsehen. Wir werden auch noch an srf schreiben.
    Bis riich gsägnät
    A & C

    1. Hallo Christof,
      Das ist eine gute Idee, dass ihr euch auch noch melden wollt bei SRF. Bzgl. Werten bin ich auch deiner / eurer Meinung. Aber das mit dem „zu den Werten stehen“ dünkt mich zunehmend als Gratwanderung. Habe auf meinen Artikel schon einige weniger schöne Reaktionen erhalten, die genau die Aussage meines Artikels unterstreichen. „Man darf schon ein bisschen glauben, aber jaaaaa nicht dazustehen!“ Aber ich lasse mich nicht mundtot machen. 😉
      Auch euch einen schönen Abend und einen guten Wochenstart.
      Gruss
      Stefan

  3. Herr Winzenried, wenn das Befürworten von Umpolungen für SIE zum Kern des Christentums gehört, so helfe Ihnen Gott. Schliesslich wurde in dieser Sendung das – und NUR DAS – angegriffen, und in keiner Weise das Christentum als Ganzes. Das Sie dies aber als Angriff auf das gesamte Christentum verstehen („keine freie Meinungsäusserung als Christ“), zeigt, auf welchen dunklen Pfaden Sie wandern.

    Ich bedanke mich beim SRF für diesen Beitrag ganz im Sinne der christlichen Nächstenliebe und Toleranz gegenüber Mitmenachen.

    1. Hallo Herr Dieterle
      hätten Sie meinen Beitrag sorgfältig gelesen, dann wäre Ihnen aufgefallen, dass nach dem siebten Abschnitt Folgendes steht, was Ihrer Behauptung, dass ich ein Befürworter für Umpolungen bin, widerspricht:


      So wie kein Mensch einem anderen seine Geschlechtsorientierung aufzwingen darf, darf auch kein Mensch oder mediales Unternehmen mir meinen Glauben abstreiten oder diesen schlecht machen.

      Aber wenn ich auch nicht Ihrer Falschannahme enstpreche: Die Hilfe Gottes nehme ich auch so gerne an 😉

      „Schliesslich wurde in dieser Sendung das – und NUR DAS – angegriffen, und in keiner Weise das Christentum als Ganzes. Das Sie dies aber als Angriff auf das gesamte Christentum verstehen („keine freie Meinungsäusserung als Christ“), zeigt, auf welchen dunklen Pfaden Sie wandern.“

      Diese Aussage von Ihnen beweist mir, wie oberflächlich und voreingenommen sie meine Worte gelesen haben. Ich habe die Frage…


      „Warum darf ein Christ heute nicht mehr zu seiner Meinung stehen, sie ungehindert kundtun und das ohne öffentlich abgestempelt zu werden?“

      
 …in Bezug auf die Sendung gestellt, weil M. Jost nicht erklären durfte, warum er gegen das Verbot ist und mehrmals mit Unterstellungen unterbrochen wurde. Ich habe nichts vom ganzen Christentum gesagt. Vielleicht hat Ihnen Ihre eigene subjektive Einschätzung von mir als Christen ein Schnippchen geschlagen. Sie kennen nur vor mir, was ich geschrieben habe. Bitte verwechseln Sie das nicht mit allen schlechten Erfahrungen, die Sie vielleicht mit Christen oder Heterosexuellen gemacht haben. Ich habe nie geleugnet, dass solche dubiosen Umpolungen versucht oder stattgefunden haben, aber ich mache mir die Sorgen, die ich beschrieben habe. Nicht jene, die Sie mir zudichten.

      Ich hoffe, Ihnen ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben. Ich verurteile niemand, aber möchte meinem Glauben gemäss mich offen mit JEDER Thematik unterhalten können…. und wie gesagt… ohne dass mir ein Stempel aufgedrückt wird. Ich habe die Befürchtung, dass Sie so ein Stempelverteiler sind, aber entschuldige mich, falls ich hier falsch liege. Dann korrigieren Sie mich hier bitte sachlich und nicht emotional.

      Besten Dank.



      Mit freundlichem Gruss
      Stefan Wanzenried

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